Saturday, February 13, 2010

Novo-Argumente: War Gott grün?

„Beim Versuch, mithilfe der Religion die Menschen zu einem umweltfreundlichen Verhalten zu zwingen, degradieren grüne Denker sowohl den Glauben als auch die wissenschaftliche Wahrheit“,
argumentiert der Soziologe Frank Furedi in seinem Artikel „War Gott grün?“ in der aktuellen Ausgabe von NovoArgumente (Nr. 104, 1–2 2010). Was ist von der religiösen Begründung für Umwelt- und Klimaschutz zu halten, und was sagt dies über die Stärke rationaler Argumente in diesen Themenfeldern aus?

4 comments:

Peter Heller said...

Ich bin kein Soziologe und kann es daher nicht in so wohlgesetzten Worten wie Furedi ausdrücken. Aber der Mann hat aus meiner Sicht den Nagel auf den Kopf getroffen, wenn er schreibt, daß in Fragen des Umwelt- und Klimaschutzes die Wissenschaft allzu willfährig die entsprechenden Aktivisten (Ökologisten) mit neuen Dogmen versorgt, sich daher einer neuen Form der Autorität unterordnet und damit sich selbst ad absurdum führt.

Ja, die „grüne Bewegung“ hat für mich Züge einer Religion. Grundsätzlich ist diese auf dem Ansatz aufgebaut, der Mensch stünde der Natur grundsätzlich feindlich gegenüber, alles was er macht, wäre in erster Linie zerstörerisch und davor müsse die Natur beschützt werden. Die „Natur“ wird also in den Rang einer zu bewahrenden „Schöpfung“ erhoben, der Mensch „als Krebsgeschwür des Planeten“ ist nicht nur eine einfacher Metapher, sondern tiefe Überzeugung der Ökologisten. Die glauben das tatsächlich.

Und leiten daraus das Recht ab, auch mich zu Dingen zwingen zu können, die ich für nicht sinnvoll halte (nicht fliegen oder fahren, kein Fleisch essen, weniger Energie und weniger Wasser umsetzen, usw.) – und zu denen ich nicht bereit bin. Das ist das Wesen der „grünen Bewegung“: Ihr aus dem Glauben an das Dogma abgeleitetes, teils fanatisches, Sendungsbewußtsein, ihr missionarischer Eifer.

Im Deutschen machen wir sprachlich ja feine Unterscheidungen zwischen Dingen die „leben“, und solchen, die „tot“ sind. So ist „Tierschutz“, „Naturschutz“ und „Umweltschutz“ klar definiert, als „Schutz der Tiere/der Umwelt/ der Natur“.

Tja, „Sonnenschutz“ ist aber „Schutz vor den destruktiven Einflüssen der Sonne“, gleiches gilt auch für „Regenschutz“, „Windschutz“ usw.. Und wie ist das mit „Klimaschutz“? Diesen als „Schutz des Menschen vor den destruktiven Einflüssen des Klimas“ einzuordnen, wäre also der rationale Weg, der die Bedürfnisse des Menschen in den Mittelpunkt stellt. Stattdessen haben die Ökologisten einen Gebrauch dieses Wortes in der öffentlichen Meinung verankert, der da lautet „Schutz des Klimas vor seinem Feind, dem Menschen“. Das „Klima“ wird also in den Rang eines schützenswerten Lebewesens erhoben, ihm wird ein Anspruch auf Erhalt zugewieswen, der den des Menschen übersteigt.

Derlei Verirrungen sind nur durch eine religiös-spirituelle Weltanschauung erklärbar.
So lange sich also die naturwissenschaftliche Klimaforschung aus der Umklammerung durch die Ökologisten, im IPCC-Prozeß ist es die Umklammerung durch NGO’s wie Greenpeace oder WWF, nicht löst, so lange werden rationale Argumente es schwer haben, Gehör zu finden.

Henk Hak said...

An excellent article.
Sorry for commenting in English, hope someone will translate Dr Furedi's article.

The notion that the green movement is a religion - and a repressive one-is spot on. Many equivalents were mentioned. A few more come to mind:

- scientists become a "priesthood" , protectors and promulgators of the faith.

- Original sin. The fact alone that we are alive is bad . As P Heller points out, we are seen as a cancer- the original sin if you will- because we consume and leave waste. (Maybe even an equivalent for the Calvinistic doctrine of "utter depravity" )

-Asceticism has been admired in virtually all religions and has redemptive qualities. The greens admire a low carbon footprint, vegetarian life style
with restrictions in travel , living space, etc.

-A religious person is asked to obey God more than man. As mentioned the religion comes with a moral authority. The greens place their perceived solidarity to the earth/environment above some of the laws of the land. Interestingly, the law is starting to accommodate this in some countries, and may do so increasingly in the future.
http://planetsave.com/blog/2008/09/11/eco-terrorism-legitimized-by-british-court/

The green religion is a powerful thing as it satisfies an existential need for meaning in one's life. Saving the planet sounds like a great cause. As mentioned, in participating one is lifted above the ordinary interests of daily life. At the same time it assigns guild to everyone for just being alive, but this can be mitigated or absolved by green living and green activism.
Therefore questioning it's dogmas can provoke very strong reactions.

So why are many of us - me included - environmentally conscious and recycle, try not to pollute, limit use of fossil fuels?
Love for the environment/planet? Out of fear for the future? Don't want to be seen as an anti-social person? Probably all of the above.

But personally I think that our efforts are better spent on limiting pollution and investing in research towards developing alternative energy than on things like sequestering CO2 under ground or much of the carbon credit business.

Thomas Deichmann said...

Frank Furedi's article has appeared in English at Spiked online: http://www.spiked-online.com/index.php/site/article/7384/. His website with a lot of interesting links you find here: http://www.frankfuredi.com/.

Werner Krauss said...

Nun doch ein kurzer Kommentar:
1) Hans, Du hast irgendwie vergessen, Deine eigene Meinung zu dem Artikel und zu Deiner Frage zu posten. So macht das keinen rechten Spaß, man kommt sich vor wie ein Versuchskarnickel.
2) Wieso sollte man ausgerechnet jetzt über die bösen Grünen und die Religion nachdenken? Das Thema wurde schon so gründlich abgehandelt (zum Beispiel bei Nordhaus / Schellenberger in Breakthrough, und womöglich ca. 10x von Stehr und von Storch), dass es kaum was neues dazu zu sagen gibt.
3) Der Artikel ist ein reines opinion paper, ohne jeden wissenschaftlichen Hintergrund und Anspruch (hoffe ich jedenfalls). Klar kann man darüber diskutieren, aber warum eigentlich jetzt gerade?
4) Das bringt mich zum letzten Punkt: ich glaube, die klimazwiebel skeptiker bande, die ja recht groß ist, könnte zehnmal bessere Polemiken aus dem Handgelenk schütteln als diese. Die Grünen sind schlimmer als die Inquistoren im Mittelalter? Schlimm schlimm. Und Pseudowissenschaft und Pseudoreligion sollen verheiratet werden? Oha. Und echte Wissenschaft und echte Religion werden herabgewürdigt? Gemein. Doch.
Ist ja in Ordnung, aber wundern tu ich mich trotzdem. Muss man der fröhlichen Skeptikerbande, die hier täglich auf der Klimazwiebel ihren Theaterdonner verursacht, noch extra zufüttern? Die zerfetzen die Grünen doch schon zum Frühstück. Oder wie soll ich das verstehen?